Streng genommen ist die Blende nichts anderes als eine meist mechanische Vorrichtung im Objektiv. Normalerweise ist die Blende voll geöffnet, damit zum Beispiel in einer Spiegelreflex-Kamera ein möglichst helles Sucherbild erzeugt wird. Der Fotograf stellt ein, wie weit sich die Blende im Moment der Aufnahme schließen soll. Der eingestellte Wert ist die Blendenzahl, die meist als Blende bezeichnet wird. Eine große Blendenzahl (zum Beispiel 22) entspricht einer sehr kleinen Öffnung, eine kleine Blendenzahl (zum Beispiel 2,8) steht für eine weite Öffnung.
Der Zusammenhang zwischen Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert
Um ein Bild richtig zu belichten, müssen Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert zu den gegebenen Lichtverhältnissen passen. Dabei gibt es aber verschiedene Kombinationen, die alle zu einer richtigen Belichtung führen und dem Fotografen somit kreativen Spielraum ermöglichen. Belichtungszeit und Blende beeinflussen die Menge an Licht, die auf den Sensor oder Film trifft. Die Filmempfindlichkeit, angegeben in ISO, bestimmt, wie stark der Film auf das Licht reagiert. Bei einer Digitalkamera wird die Filmempfindlichkeit dadurch simuliert, dass das Signal des Sensors mehr oder weniger verstärkt wird. Die Angabe erfolgt auch hier traditionell als ISO-Wert. Eine Verdopplung dieses Wertes bedeutet auch eine Verdopplung der Empfindlichkeit oder eine Halbierung der Belichtungszeit.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, den etwas schwierigen Begriff der Blendenreihe anzuschauen. Bei den Belichtungszeiten ist schnell klar, dass eine doppelt so lange Zeit auch doppelt so viel Licht bedeutet und die halbe Zeit nur die halbe Lichtmenge. Bei der Blende ist das leider nicht so einfach. Hier liegt zwischen benachbarten Blendenzahlen ungefähr der Faktor 1,4 (genau genommen, ist es die Quadratwurzel aus 2, also 1,414…).
An einem Beispiel wird der Zusammenhang der drei Parameter Belichtungszeit, Blendenzahl und Empfindlichkeit deutlich: Ihr Belichtungsmesser schlägt bei sonnigem Wetter eine Belichtungszeit von 1/500 Sekunde bei Blende 8 und ISO 100 vor. Dieselbe Helligkeit des Bildes erhalten Sie auch mit 1/1000 Sekunde (halbe Belichtungszeit) bei Blende 5,6 (nächst kleinere Blendenzahl) und unverändert ISO 100; oder mit 1/1000 Sekunde und unveränderter Blende 8 bei ISO 200 (doppelte Empfindlichkeit).
Einfluss der Blende auf die Schärfentiefe
Die Veränderung der Blendenzahl lässt sich für die Gestaltung Ihrer Bilder zum Beispiel über die Schärfentiefe nutzen. Sie gibt an, welcher Entfernungsbereich in Ihrem Foto vom Betrachter als scharf empfunden wird. Je kleiner die Blendenzahl (also je größer die Blendenöffnung), desto geringer ist die Schärfentiefe. Bei Portrait-Aufnahmen wählen viele Fotografen eine offene Blende, um das Motiv vom Hintergrund freizustellen. Nur das Gesicht ist scharf, der Hintergrund verschwimmt und lenkt nicht ab. Haben Sie dagegen ein in der Landschaft gestaffeltes Motiv, zum Beispiel einen Baum im Vordergrund und ein Dorf dahinter, schließen Sie die Blende, damit alle Bildebenen scharf dargestellt sind. Bei einer hohen Blende wird dann meist mit der ISO Empfindlichkeit oder einem Stativ gearbeitet, da es gleichzeitig immer geringere Verschlusszeiten bedeutet.
Einfluss von Blende und Objektiv auf die Belichtungszeit
Den Zusammenhang zwischen Blende und Belichtungszeit nutzen Sie geschickt aus, wenn es Ihnen um besonders kurze oder lange Zeiten geht. Fotografieren Sie schnell fahrende Autos, Züge, Kinder, Tiere oder Sportszenen, öffnen Sie die Blende weit, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden. Wenn Ihre Kamera ein Motivprogramm „Sport“ hat, wird sie genau diese Einstellungen automatisch vornehmen. Bei schlechten Lichtverhältnissen in der Dämmerung hilft ein lichtstarkes Objektiv dabei, Szenen einfach ohne Stativ aus der Hand zu fotografieren.
Unter einem lichtstarken Objektiv versteht der Fotograf ein Objektiv, das eine möglichst große Blendenöffnung ermöglicht. Sie finden diesen Wert meist zusammen mit der Brennweite. Ein Objektiv mit der Angabe 2,8/150 ist ein Teleobjektiv mit 150 mm Brennweite und einer maximalen Blendenöffnung von 2,8. Bei einigen Zoom-Objektiven nimmt mit höherer Brennweite die Lichtstärke ab. Solche Objektive tragen beispielsweise eine Bezeichnung wie 2,8-4/24-70. Die größte Blendenöffnung nimmt also von 2,8 im Weitwinkel-Bereich auf 4 im leichten Tele-Bereich ab.
Lichtstärke ist für Flexibilität in der Bildgestaltung durch nichts zu ersetzen. Leider hat sie aber auch ihren Preis – eine Blendenstufe mehr kann den Preis zwischen zwei ansonsten vergleichbaren Objektiven mehr als verdoppeln. Für ein lichtstarkes Supertele an einer Vollformatkamera müssen Profis einen fünfstelligen Betrag ausgeben.
Nicht immer kommt es auf eine möglichst kurze Belichtungszeit an. Manchmal ist es erforderlich, die Belichtungszeit durch eine kleine Blendenöffnung zu verlängern, etwa um fließendes Wasser oder andere Bewegungen darzustellen. Allerdings können Sie eine Blendenöffnung nicht beliebig klein machen, denn die Qualität nimmt durch sogenannte Beugungseffekte deutlich ab. Am besten ist es, eine kleine Versuchsreihe mit der eigenen Ausrüstung zu starten und zu schauen, was das Objektiv bei kleiner oder großer Blende leisten kann.
Bildnachweis:
„Lenses with different apetures“ von KoeppiK – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Blendenvergleich: Stefan Englert