Die Portraitfotografie birgt zwar enormes künstlerisches Potential und nimmt uns im besten Fall innerhalb von Sekundenbruchteilen emotional gefangen. Sie gehört aber zweifellos auch zu den anspruchsvollsten fotografischen Disziplinen. Profifotograf Mario Dirks hat uns seine persönlichen Tipps zum Fotografieren von Portraits verraten.
Damit können auch Einsteiger der Portraitfotografie unnötigen Stolperfallen aus dem Weg gehen und schon frühzeitig professionelle Portraitfotos aufnehmen.
Mario Dirks – Portraitfotograf aus Norderney
Bevor wir uns dem Thema Portraitfotografie zuwenden, ein paar Infos zu unserem Experten Mario Dirks:
Schon als Sechsjähriger verfiel der geborene Norderneyer dem Charme einer einfachen Lochkamera – und schaffte es bis heute, sich die Leidenschaft für die Fotografie zu erhalten. 1998 wechselte er ans Oldenburgische Staatstheater, schnupperte in diverse künstlerische Bereiche hinein und assistierte den Theaterfotografen Andreas J. Etter und Stefan Walzl.
Sein über die Jahre und in allen Ecken der Welt angesammeltes Wissen und vielfältigen Erfahrungen in den Bereichen Portrait-, Landschafts-, Architektur-, Blitz- und Studiofotografie gibt er seit 2007 erfolgreich in gut besuchten Seminaren und Workshops weiter – und ermuntert die Teilnehmer, ihren fotografischen Horizont in Metropolen wie New York oder Singapur umfassend zu erweitern.
Seine Fotosafaris führten ihn unter anderem fünf Wochen lang in die klirrende Kälte der Antarktis. Mit der Fotografie von und mit Menschen verbindet der Profi die individuelle Auseinandersetzung mit einer ganz bestimmten und unverwechselbaren Geschichte. Dabei kann es sich um einen traurigen, aber auch einen sehr fröhlichen Hintergrund handeln – den er im besten Falle einfühlsam in seinen Fotos festhalten kann.
Um auch Ein- oder Umsteiger für die Portraitfotografie zu begeistern, haben wir Mario Dirks gefragt,
- welche Ausrüstung er für absolut notwendig erachtet, um erste Erfahrungen in dieser Foto-Disziplin zu sammeln,
- welche Objektive wann sinnvoll sind und
- welche Einstellungen und Settings man für Portraits kennen sollte.
Seine Empfehlungen ermutigen auch Anfänger, die nicht über ein Budget von mehreren Tausend Euro verfügen, sich mit der faszinierenden und vielseitigen Portraitfotografie zu beschäftigen.
Welche Ausrüstung benötigt man als Anfänger der Portraitfotografie?
Mario Dirks schließt aus seiner Perspektive kein Kameramodell oder keine Marke kategorisch aus. Seiner Meinung nach eignen sich heutzutage eigentlich alle Kameras, die die Möglichkeit bieten, die drei wichtigsten fotografischen Faktoren Blende, Verschlusszeit und ISO (Empfindlichkeit) unabhängig voneinander und manuell einzustellen.
Ob Spiegelreflex- oder Systemkamera spielt hier nicht die entscheidende Rolle. Auch gibt es auf die Frage, welche Ausrüstung man für gute Portraitfotos benötigt, so viele Antworten wie Gesichter, die man fotografieren kann. Der eine benötigt Lichtformer und Studioblitz, der andere zusätzlich noch Stylisten, während für Anfänger eigentlich Kamera, Objektiv und Leidenschaft ausreichen.
Dazu sollte auch das Objektiv gewechselt werden können. Ob man sich für ein analoges Modell oder eine moderne Digitalkamera entscheidet, hängt dagegen von den eigenen Präferenzen und Ansprüchen ab. Als Einsteiger profitiert man bei einer DSLR oder DSLM von der Tatsache, dass Fotos, die nichts geworden sind, keine Entwicklungskosten verursachen und die Anzahl der Übungsbilder lediglich von der Kapazität des Speichermediums begrenzt wird. Zwar macht man mit Gehäusen, die den obigen Kriterien entsprechen, grundsätzlich nichts verkehrt. Nach der Erfahrung von Mario Dirks sollte man Kits, die üblicherweise aus einem Body und einem Zoom-Objektiv mit breitem Brennweiten-Bereich bestehen, außen vor lassen und ein solides Gehäuse mit einer möglichst lichtstarken Festbrennweite kombinieren.
Als Portraitfotograf benötigt man das Zoom-Spektrum dabei eher weniger. Die Bildkomposition beeinflusst man, indem man selbst oder das Motiv die Position verändert.
Die Zoom-Funktionalität wird bei günstigen Kit-Objektiven normalerweise durch eine deutlich geringere Lichtempfindlichkeit erkauft. 50mm- oder 85mm-Festbrennweiten mit einer maximalen Blendenöffnung von f1.8 erhält man hingegen schon für einen „Straßenpreis“, der im Bereich von 100 bis 150 Euro liegt. Mario Dirks arbeitet am liebsten mit einer Brennweite von 85mm, da er auf diese Weise dem Model sozusagen einen gewissen Wohlfühl-Abstand ermöglichen kann. Grundsätzlich sollte die Brennweite aber über 70mm liegen, um Gesichter möglichst ohne Verzerrung fotografieren zu können. Hierbei sprechen wir natürlich von Einsteigern. Auch mit Brennweiten wie 24mm und 35mm (f/1.4 Festbrennweite) oder 50mm (f/1.8 Festbrennweite) kann man arbeiten, oder auch mit dem gesamten Spektrum zwischen 16mm und 200mm.
Jedoch muss dies mit sehr viel mehr Bedacht gemacht werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zweifelsohne gelingen auch mit Superweitwinkel-Objektiven gute Portraits, denn je weitwinkliger ein Portrait fotografiert wird, desto näher kommt man als Betrachter dem Gesicht. Verzerrung wird so zum Stilmittel. Natürlich kann man auch Zoom-Objektive erwerben, die über den gesamten Brennweitenbereich ziemlich lichtstark aufnehmen – muss dafür aber auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Ausrüstung für die Produktfotografie in der Übersicht
Folgendes brauchen Sie für das perfekte Foto:
- Model
- Kamera
- Objektiv
- Faltreflektor
- Studioblitz
- Lichtformer (Beauty-Dish, Octabox, Striplight & Co.)
Lichtstarke Festbrennweite eignen sich besonders gut für die Portraitfotografie
Mario Dirks nutzt bei seinem 85mm-Festbrennweiten-Lieblingsobjektiv gerne die größtmögliche Blendenöffnung von f1.2, um im Hintergrund des Models ein besonders schönes und stimmungsvolles Bokeh zu erzeugen. Dieser fotografische Fachbegriff bezeichnet den unscharfen Hintergrund, der sich aufgrund der großen Blendenöffnung schon sehr dicht hinter dem eigentlichen Motiv zeigt – hier spielen Profis ganz bewusst mit Kontrasten, Lichtern und Verläufen, um ihr Motiv in einen möglichst spannenden Kontrast oder harmonischen Rahmen zu setzen.
Diese Lichtstärke hat aber auch eine Schattenseite: Je mehr man die Blende öffnet, desto kleiner wird der horizontale Bereich, der wirklich gestochen scharf abgelichtet wird.
Diese „Strecke“ kann im Extremfall lediglich wenige Zentimeter oder sogar Millimeter betragen. Hier arbeiten Profis dann mit Serienauslösungen und Belichtungsreihen, um bei der Sichtung der Ergebnisse keine bösen – unscharfen – Überraschungen erleben zu müssen.
Beleuchtung – die schönsten Portraits gelingen nicht in der prallen Sonne
Neben seiner Profikamera und seinem favorisierten Objektiv hat Mario Dirks normalerweise zwei Ausrüstungsgegenstände dabei, die sich gerade bei sonnigen Outdoor-Fotoshootings als extrem wertvoll für die passende Belichtung erweisen: eine Displaylupe (Hoodloupe) und einen Abschatter.
Die Displaylupe setzt der erfahrene Fotoprofi auf das Rückdisplay der Kamera, um ohne Seitenlicht und in einer angenehmen Vergrößerung Schärfe und Belichtung besser beurteilen zu können. Der Abschatter kommt dann zum Einsatz, wenn kein Schatten oder Halbschatten in der Nähe zur Verfügung steht und das Gesicht des Models ansonsten frontal und ohne erkennbare Kontur abgelichtet würde. Zudem führt grelles Sonnenlicht oft dazu, dass Models ihre Augen zukneifen müssen. Mario Dirks geht diesen Erschwernissen daher von Anfang an aus dem Weg und hält nach Locations Ausschau, die unterschiedliche Schatten oder „Lichtdosierungen“ bereithalten.
Ein bedeckter Himmel oder diffuseres Tageslicht, das durch ein Nordfenster auf das Model fällt, erzeugt eine weiche, sensible und nicht selten sehr sinnliche Atmosphäre.
Im Studio arbeitet er dagegen gern mit direktem und hartem Blitzlicht von Vorn die Konturen eines interessanten Männergesichts heraus. Generell ist es grundsätzlich eine Stilfrage, ob man Fotos draußen oder im Fotostudio aufnimmt.
Wichtiger ist es zu verstehen, was genau die Unterschiede sind. Nur so kann man überhaupt lernen zu entscheiden, was einem besser gefällt oder zur jeweiligen Person passt. Und man braucht nicht unbedingt eigene künstliche Lichtquellen. Ja, man braucht Licht für Portraits. Dennoch ist es sehr empfehlenswert, den Umgang mit Blitz, Lichtformern und auch dem Sonnenlicht zu lernen. Nur so kann man wirklich verstehen, wann man auf etwas verzichten kann und wann nicht.
Ist ein Studioblitz für den Einstieg zu teuer, sollte man mindestens zu einem Faltreflektor greifen, um etwa Schatten durch die Spiegelung des Sonnenlichts auszugleichen oder die Ausdruckskraft und Wirkung eines Gesichts deutlich zu verbessern. Hier ist auch die Wahl des Reflektors zu beachten:
- Goldener Reflektor– wärmeres Licht, weichere Portraits beziehungsweise Gesichtszüge
- Silber Reflektor– sehr hartes Licht zu 100 Prozent ohne Tönung reflektiert
- Weißer Reflektor – sehr neutrales Licht, aber nicht so hart wie bei dem silbernen Reflektor
Übrigens: Das Rollei 5-in-1 Faltreflektor Set besteht aus allen verfügbaren Reflektoren und stellt ein großartiges Grundgerüst für angehende Portraitfotografen dar.
Grundregeln der Beleuchtung für Portraits
Dieses Thema kurz und knapp zu beleuchten ist nahezu unmöglich. Deshalb möchten wir uns für die Anfänger auf die wichtigste Belichtungsregel und einige Belichtungsarten für die Portraitfotografie beschränken.
Regel Nummer 1: Einsteiger in die Portraitfotografie sollten unbedingt die Mittagssonne und ihr sehr, sehr hartes Licht meiden. Wenn der Fotograf hier nicht geübt ist im Umgang mit Abschattern, Lichtformern und Co., so wirkt die Mittagssonne in jedem Fall negativ auf die Belichtung im Gesicht. Also am Anfang lieber den Morgen oder die späte Nachmittagssonne fürs Üben nutzen.
Ebenso gilt, dass die Sonne keineswegs immer im Rücken des Fotografen stehen muss. Mit etwas Übung und Kreativität gelingen aus anderen Winkeln und Perspektiven wunderschöne Portrait-Shootings mit Gegenlicht. Die hierfür nötige Geduld und geübte Spotmessung mit natürlichem Licht sind allerdings eher etwas für Fortgeschrittene.
Indoor- oder Outdoor-Portraits? Alles eine Frage des gewünschten Bildstils und der Ausrüstung
Bezüglich der passenden Location hat Mario Dirks keine echten Präferenzen, er arbeitet unter freiem Himmel genauso gern wie im Studio – es hängt seiner Aussage nach ausschließlich von Ziel, Aussage oder gewünschtem Bildstil ab.
Mit dem vorhandenen Tageslicht fotografiert der Profi dabei besonders gerne, da er sich nicht um die Beleuchtungstechnik kümmern muss. Nichtsdestotrotz nutzt Dirks im Innen- wie Außenbereich selbstverständlich auch gekonnt Blitzgeräte, um spezielle Bildideen oder -Stimmungen zu realisieren oder bestimmte Kontraste/Akzente zu setzen, für die das Sonnenlicht zu gleichmäßig scheint.
Sein bevorzugter Outdoor-Look ist der sogenannte „American Night Look“, auch als „Day for Night“ bekannt. Hier wird bei eher reduziertem Tageslicht der Blitz von Vorn eingesetzt, um den Hintergrund weiter abzudunkeln und wie eine Nachtszenerie erscheinen zu lassen. Um bei diesen Vorgaben unabhängig von Witterungsbedingungen und Stromnetz arbeiten zu können, hat Rollei die mobilen Studioblitze HS Freeze 4s und HS Freeze 6s entwickelt.
Basic Settings für die Belichtung bei der Portraitfotografie
- Split Light: hier wird nur eine Hälfte des Gesichts direkt belichtet, während die andere abgeschattet wird. Die Lichtquelle muss dabei ungefähr im 90-Grad-Winkel zum Model stehen. Split Light ist sehr dramatisch und kann mit etwas Übung noch zum Zangenlicht weiterentwickelt werden. Dies erreicht man, indem man das Split Light spiegel-symmetrisch erweitert.
- Rembrandt Light: ein Klassiker. Die Lichtquelle befindet sich über dem Kopf des Models, wobei diese aber stark versetzt ist. So entsteht eine Art Dreieck aus Licht auf der Wange des Models, die zur Kamera zeigt
- Butterfly Light: der Name basiert auf dem Schatten unter der Nase des Models, der bei dieser Belichtung entsteht, da er schmetterlingsförmig ist. Sehr beliebt war diese Belichtung für die Fotografie von Portraits der Dreißigerjahre in Hollywood. Hier nannte man es auch Paramount Light. Das Setting besteht aus einer Lichtquelle, die in einem Winkel von 25 bis 70 Grad mittig über dem Kopf des Models platziert wird.
- Loop Light: funktioniert im Prinzip wie das Butterfly Light, außer dass die Lichtquelle nicht ganz mittig steht, sondern nach links oder rechts verschoben wird.
- Broad Light: ähnlich dem Rembrandt Light. Allerdings wendet das Model hier das Gesicht von der Lichtquelle ab.
Anleitung & Kamera-Einstellungen für die Portraitfotografie
- Die 2/3-Regel – im Bildaufbau der Portraitfotografie greifen viele Fotografen auf die 2/3-Regel zurück – den goldenen Schnitt. Zwei Linien verlaufen hier horizontal über den Bildausschnitt und sind dabei jeweils 1/3 der gesamten Höhe des Bildausschnitts vom oberen oder unteren Bildrand entfernt. Gemeinsam mit zwei gleichlangen, senkrechten Linien teilt man das Bild so in 9 identische Teile. Markante Objekte beziehungsweise Motive, etwa das Model bei der Fotografie von Portraits, werden dann im rechten oder linken Drittel des Bildes positioniert. Anderes Beispiel: bei einem Sonnenuntergang wäre auch die Sonne nicht in der Mitte des Fotos platziert, sondern auf der oberen oder unteren horizontalen Linie des Bildes.
- Brennweite ab 70mm: Wenn man mit einem Weitwinkel ein Portrait fotografiert, können Nasen sehr groß wirken und das ist manchmal unschön. Außerdem kann man mit größeren Brennweiten auch etwas mehr Abstand zum Model haben, gerade wenn man das Model nicht kennt, ist etwas Distanz zwischen Model und Fotograf ganz gut. Kurze Brennweiten unter 50mm verfälschen Proportionen, können aber auch als Stilmittel eingesetzt werden.
- Das Auge, das der Kamera am nächsten ist, muss scharf sein: Ein etwas schräges Gesicht kann dazu führen, dass nicht beide Augen komplett von der Kamera fokussiert werden. Wir können hier beruhigen: solange das Auge, welches der Kamera am nächsten steht scharf fotografiert wird, ist das Portrait stimmig.
- Mit offener Blende fotografieren: Ermöglicht kinderleicht Unschärfe im Hintergrund (der beliebte Bokeh-Effekt) und lenkt die Aufmerksamkeit auf das Motiv. Es hilft also beim Separieren von Model und Hintergrund.
- Belichtungsmessung – je höher der Blendenwert, desto länger muss belichtet werden. Als Einsteiger kann man hier auf den AV-Modus zurückgreifen, wodurch die Belichtungszeit automatisch errechnet wird. In der Regel sollte aber eher mit kurzen Verschlusszeiten gearbeitet werden, da bei der Portraitfotografie bereits durch das Atmen oder den Wimpernschlag Unschärfen entstehen können.
- Perspektive – auch die Perspektive ist natürlich eine Stilfrage. Wichtig ist es, folgende Dinge im Hinterkopf zu behalten. Objektiv über Augenhöhe lässt das Model untergeben oder sogar unterwürfig wirken. Bleibt das Objektiv unter der Augenhöhe, so wirkt das Model erhaben und stark. Das ist übrigens der Grund, weshalb Modefotografen oft den halben Tag auf Knien arbeiten.
Wie fängt man als Einsteiger am besten mit der Portraitfotografie an?
Aller Anfang muss – selbst als Portraitfotograf – nicht unbedingt schwer sein. Wir haben Mario Dirks gefragt, welche Vorgehensweise er Anfängern empfiehlt, die möglichst schnell vorzeigbare Ergebnisse erzielen möchten: Sollte man sich zuerst eingehend mit der grauen Theorie befassen, sich durch Fachbücher und YouTube-Videos arbeiten – oder sich einfach nach dem Motto learning by doing Kamera, Objektiv und Model schnappen und fröhlich drauflosprobieren?
Der Profi lässt sich nicht festnageln. Seiner Erfahrung nach schadet es jedoch nicht, wenn man sich schon ein wenig mit den grundsätzlichen Zusammenhängen und Funktionsweisen der Portraitfotografie beschäftigt hat und bereits die Möglichkeiten kennt, wie Blende und Verschlusszeit kreativ und spannend zusammenwirken können.
Idealerweise hat man auch schon von der Drittelregel oder dem goldenen Schnitt gehört. Bevor man sich aber zu sehr in die Theorie gräbt, sollten Anfänger oder Ein-/Umsteiger dann aber tatsächlich den Schritt in die Praxis wagen und niederschwellig Erfahrungen sammeln. Selbst wenn die Ausbeute in der ersten Zeit eher in die Schublade Schnappschuss wandert, stellen diese Schritte wichtige Meilensteine auf dem Weg zur bewussten und einfühlsamen Portraitfotografie dar.
Auch und gerade in dieser fotografischen Disziplin gilt das Sprichwort „Übung macht den Meister“ – und öffnet jenseits der etablierten Lernmöglichkeiten auch dem begabten und experimentierfreudigen Autodidakten die Tür zum langfristigen Erfolg als professioneller Portraitfotograf.
Inspiration von wirklich bewegenden Portraitfotos
Seinen Workshop-Teilnehmern empfiehlt Mario Dirks zudem, sich von guten und emotional bewegenden Beispielen inspirieren zu lassen – und sich ganz gezielt zu fragen, welcher Aspekt des jeweiligen Bildes besonders berührend oder faszinierend ist.
Liegt es am Motiv, der Person vor dem Objektiv?
Oder zieht hauptsächlich Location, Pose, Outfit, Umgebung oder Licht den Betrachter in den Bann?
Diese unbeschwerte Vorgehensweise hat dem Fotoprofi gerade zu Beginn seiner Karriere enorm weitergebracht und seine Augen für die Perspektiven anderer Menschen geöffnet, wie er sagt.
Niemals den Respekt für den Menschen verlieren!
Auch verrät Mario Dirks, dass er eigentlich ein Problem mit dem Begriff Model hat – da diese Bezeichnung den Menschen vor der Kamera zum Mittel zum Zweck beziehungsweise fotografischen Objekt degradiert. Um echte und wirklich bewegende Emotionen und – soweit gewünscht – auch eine Botschaft zu vermitteln, achtet der Profi stets darauf, dass sich die zu portraitierende Person in der jeweiligen Umgebung rundum wohl und ernst genommen fühlt. Dann kann sich der Gegenüber auch wirklich fallen lassen und seine Individualität zur Entfaltung bringen. Hier setzt der Fotograf, Workshopleiter und Autor auf viel Einfühlungsvermögen und Geduld.
Diese Vorgehensweise verlangt aber auch, je nach Charakter aktiv oder passiv auf den Fortgang des Shootings Einfluss zu nehmen. Mario Dirks lässt sehr extrovertierten und proaktiven Menschen den nötigen Freiraum, ihre Kreativität auszuleben, unterstützt andererseits aber auch ruhige, sensible Persönlichkeiten mit behutsamen und wohldosierten Regieanweisungen.
Anfänger sollten ihre ersten Erfahrungen idealerweise mit Menschen sammeln, die schon häufig vor der Kamera agiert haben und nicht auf konkrete Vorgaben angewiesen sind. Das erleichtert den Ablauf bei Shootings.
Zum Schluss noch ein echter Profi-Tipp
Am Ende des Gesprächs haben wir Mario Dirks noch gebeten, uns vielleicht ein oder zwei seiner besten Tipps zu verraten, die ihm mal mächtig aus der Patsche geholfen haben. Hier verriet er uns wider Erwarten keinen raffinierten technischen Trick oder eine fotografische Herangehensweise – sondern ermutigte Anfänger, mit einer klitzekleinen Notlüge ein wenig Anspannung abzubauen.
Macht man als Einsteiger seine ersten Schritte als Portraitfotograf nicht mit einem erfahrenen Menschen, sorgen Unsicherheit und Unerfahrenheit dafür, dass hohe Erwartungen, Ängste und Vorbehalte den Verlauf negativ beeinflussen können. Das kann zu unentspannten, verkrampften Bildern führen.
Als Ausweg empfiehlt Mario Dirks daher, dem zu portraitierenden Menschen einfach zu erzählen, dass man sich gerade ein ganz neues Objektiv gekauft habe und man vor dem eigentlichen Hauptshooting gerne ein paar Probeaufnahmen machen wolle. So reduziert man hohe Erwartungshaltungen und erhält am Ende des Probe-Shootings höchstwahrscheinlich schon sehr brauchbare natürliche Portraits.
Dann sei üblicherweise auch die Anspannung komplett verflogen und man könne in einer lockeren Atmosphäre gemeinsam herumexperimentieren.
Fazit zur Portraitfotografie für Einsteiger
Mario Dirks macht nicht nur großartige Fotos – sondern Anfängern und Einsteigern auch viel Mut, einfach loszulegen. Zwar sollte man ein paar Besonderheiten der Portraitfotografie von Beginn an im Blick behalten – dennoch sorgt eine unverkrampfte und nur auf die Technik fokussierte Betrachtungsweise über kurz oder lang zu besseren Fotos.
Wer sich näher mit der Fotografie von Mario Dirks beschäftigen möchte, findet auf seiner Webseite zahlreiche Inspirationen und Anregungen.